Kriegerin
(ofdb)
Original-/Alternativtitel: Kriegerin
Land, Jahr: Deutschland, 2011
Regie: David Wnendt
Darsteller: Alina Levshin, Jella Haase, Gerdy Zint,
Lukas Steltner;
Altersfreigabe: FSK ab 12
Laufzeit (ca.): 106 Min.
Inhalt:
Irgendwo in Ostdeutschland. Marisa ist 20, arbeitet
im kleinen Supermarkt ihrer Mutter und hängt in
ihrer Freizeit mit ihren rechten Freunden ab. Sie
ist eifersüchtig als ein neues Mädel in die Gruppe
drängt und wütend darüber, dass Ihr Freund im Knast
sitzt. Ihre Aggressionen lässt sie an zwei
ausländischen Flüchtlingen heraus - bereut ihre Tat
alsbald und denkt verstärkt über ihr bisheriges Tun
nach...
Fazit:
Auf die Sichtung von "Kriegerin" habe ich mich sehr
lange gefreut. Die ganzen Vorberichte im TV und
Internet haben eine gewaltige Erwartungshaltung
aufgebaut, doch leider lief das gute Stück in keinem
Kino der näheren Umgebung. Die Thematik bei der eine
weibliche Rechtsextreme im Vordergrund steht, ist
unverbraucht und dabei authentisch zugleich. Immer
dreht es sich um die "starken" Männer und deren
Damen waren nur schnödes Beiwerk - doch hier liegt
der Focus voll und ganz auf der exzellent gespielten
Marisa mit der man sich sogar als Mann halbwegs gut
identifizieren konnte.
Die Geschichte ist so gut geschrieben, wie spannend
und vor allem jederzeit unterhaltsam erzählt. Der
Betrachter klebt förmlich am Bildschirm und wird
voll und ganz vom ausgezeichneten Auftritt von Alina
Levshin in den Bann gezogen. Sie agiert so extrem
glaubhaft und stielt allen anderen Akteuren die
Schau. Obwohl im Grunde alle Rollen gut besetzt und
sehr gut verkörpert wurden, verdient Levshin das
größte Lob meinerseits. Das Spiel geht unter die
Haut und vor allem kann man die Probleme im
Elternhaus, im Job und mit dem Freundeskreis
vollkommen nachvollziehen. Man will ihr keinen
Vortrag halten und versucht die Hintergründe zu
analysieren und lernt sie schnell zu verstehen.
Obwohl die Story - wie bereits erwähnt - gut
geschrieben ist, kommt sie dennoch nicht ganz ohne
kleinere Klischees aus. So ist die Darstellung der
rechten Partys ein wenig überzogen wild, der alte
Anführer der Meute viel zu schleimig und abstoßend
präsentiert. Hier hat man nicht den erwarteten
Verführer abgelichtet, sondern einfach einen
widerlichen Typen - bei dem man sich schwer die
Begeisterung der Jugend für ihn oder seine Themen
vorstellen kann. Da war die Figur von Marias Opa
wesentlich besser gezeichnet, wenngleich seine Parts
etwas zu kurz kamen.
Gut allerdings die sichtbare Ablehnung von
Drogenkonsum innerhalb der Gemeinschaft, die der
Zuschauer hoffentlich nicht nur aus Handlungsgründen
wahr nimmt. Dieser Faktor wird eigentlich nie
besonders heraus gestellt und wird wahrscheinlich
auch nie so bewusst von der Gesellschaft wahr
genommen. Positive Aspekte in dunklen Bereichen hebt
man eben nicht gerne hervor. Perfektes
Fingerspitzengefühl.
Leider wirken die Outfits der Jugendlichen mitunter
etwas seltsam - erwartet man vielleicht doch eher
typische Szenekleidung, die in den Kreisen doch sehr
beliebt ist und zum festen Bestandteil gehört. Der
Gammellook einiger Darsteller wirkt eher etwas
laienhaft und unfreiwillig komisch. Man wollte
diversen Bands wohl keinen Werbefreiraum verschaffen
(deshalb wurde auch die Musik extra für den Film
komponiert und nicht von zweifelhaften Musikern
"abgekauft"), doch ein wenig leidet die Atmosphäre
darunter.
Toll hingegen dann wieder die Detailverliebtheit bei
den Tätowierungen unserer Charaktere. Ich würde
sagen, dass die Motive mit großer Sorgfalt
ausgewählt wurden und man sich auf jeden Fall
Gedanken über deren Ausdruckskraft und Platzierung
gemacht hat. Sie verschärfen die provokative
Gangart, wirken dennoch fast künstlerisch
angebracht. Mag jetzt etwas bizarr klingen, aber
irgendwie
Abgesehen von kleineren Ungereimtheiten bei der
Darstellung mancher Figuren oder Situationen macht
Regisseur Wnendt alles richtig und liefert einen
ganz starken deutschen Beitrag vom Thema
Rechtsextremismus ab. Eine brachial agierende Alina
Levshin sorgt für Gänsehaut und wertet den Streifen
immens auf - macht ihn sogar zum Must-See für alle
Interessierten. Hier wird nachvollziehbar und
verständlich argumentiert, keine plumpen Parolen
gegen Rechts verbreitet. Dieser Umstand hebt das
gute Stück aus einer - doch relativ überschaubaren
Maße heraus - und beschert uns doch tatsächlich
einen der besten deutschen Filme der letzten Zeit.
Leider stand mir nur kurz die Leihscheibe zur
Verfügung, doch sobald die Kaufvariante erhältlich
ist, freue ich mich schon auf das Betrachten des -
zumindest auf dem Papier - ansprechenden
Bonusmaterials.
Wertung:
8,5/10
Review Blu-Ray:
Ascot Elite
Testsprache: Deutsch/DTS
5.1
Siehe auch:
http://www.kriegerin-film.de/
Eingetragen von: Silverfox1982
Datum: 11.09.2012
<< Zurück
zur Übersicht |