Gastreview
Ip Man
(ofdb)
Originaltitel: Ip Man
Land/Jahr: Hongkong, 2008
Regie: Wilson Yip
Darsteller: Donnie Yen, Simon Yam, Lynn Hung Doi-Lam,
Fan Siu Wong;
Altersfreigabe: FSK Keine Jugendfreigabe
Laufzeit (ca.): 102 Min
Inhalt:
Die Geschichte spielt kurz vor
und während des Zweiten Japanisch-Chinesischen
Krieges (1937-45). Ip Man (Donnie Yen) und seine
Familie leben ein großbürgerliches, zurückgezogenes
Leben in der Stadt Foshan, die für ihre Martial
Arts-Kämpfer berühmt ist. Obwohl er nur für sich
trainiert, ist Ip Man der berühmteste und beste Wing
Chun-Meister der Stadt. Immer wieder wird er - zum
Leidwesen seiner Frau - von Kämpfern
herausgefordert. Obwohl ihm niemand das Wasser
reichen kann, ist der Meister ein höflicher und
zurückhaltender Zeitgenosse, der so zu großem
Ansehen gelangt. Die Invasion der Japaner verändert
auch die Stadt Foshan, Ip Man wird von seinem
Anwesen vertrieben und muss nun in bitterer Armut
und bei schwerster Arbeit leben. Zeitgleich versucht
sein Freund (Simon Yam) trotz ständiger
Lebensgefahr, den Betrieb seiner Fabrik aufrecht
zuhalten, um die Menschen zu ernähren. Als immer
mehr Martial Arts-Kämpfer getötet werden, macht sich
Ip Man auf, um dem berüchtigten General Miura (Hiroyuki
Ikeuchi), einem begnadeten Meister,
entgegenzutreten. Ihr Zusammentreffen verändert Ip
Mans Leben erneut, er wird zum Volkshelden und
späteren Wing Chun-Meister Bruce Lees.
Fazit:
Nun gibt es ja nicht gerade wenige filmische
Biografien, die sich qualitätsmäßig teils sehr
drastisch unterscheiden, einige sind wirklich als
recht gelungen anzusehen, wohingegen der größere
Anteil wohl eher etwas schlechter ausfällt. Was
Regisseur Wilson Yip jedoch mit diesem
halbbiografischen Kampfsportfilm an den Start
gebracht hat, ist mit Worten kaum zu beschreiben, da
man nach Sichtung dieser Geschichte noch ziemlich
lange unter dem äußerst nachhaltigen Eindruck steht,
den die Geschehnisse hinterlassen. Das ist aber
längst nicht nur auf die fantastischen Kampfszenen
bezogen, die dem Zuschauer hier präsentiert werden,
sondern an dem mehr als nur beeindruckenden
Gesamtbild, das dieses Werk hinterlässt.
Erzählt wird hier die Geschichte des Großmeisters
Yip Man, der als erster die chinesische Kampfkunst
Wing Chun öffentlich unterrichtete und dessen
berühmtester Schüler wohl die Martial Arts-Legende
Bruce Lee sein dürfte. Zeitlich gesehen bezieht sich
die Story allerdings lediglich auf die Zeitspanne
des zweiten Japanischen - Chinesischen Krieges (1937
- 1945) und schildert dabei die Ereignisse in der
chinesischen Stadt Foshan, in der Yip Man damals
lebte. So stehen also inhaltlich gesehen
hauptsächlich die Zustände der größtenteils
zerstörten Stadt und das damit verbundene Leid der
noch lebenden Bewohner im Vordergrund, aber auch das
überhebliche und arrogante Machtgehabe der
japanischen Invasoren, die sich gegenüber den
Chinesen wie Übermenschen aufführen und ihre Gegner
als absolut minderwertig ansehen.
Die Figur des Ip Man erscheint in dieser Zeit der
Zerstörung und Unterdrückung seines Volkes wie ein
ruhender Pol, der anscheinend durch nichts aus der
Ruhe zu bringen ist, was sich aber im Laufe der
Geschichte auch noch ändern soll, da die
Ungerechtigkeiten ganz einfach Überhand nehmen. Hier
muss man nun schon fast zwangsläufig auf die
darstellerische Leistung von Donnie Yen eingehen,
die man im Prinzip nur mit dem Prädikat fantastisch
bezeichnen kann, denn er verleiht der Figur des Ip
Man ein extrem hohes Maß an Authenzität und
Glaubwürdigkeit. Gerade seiner ruhigen und
phasenweise schon stoisch wirkenden Art ist es zu
verdanken, dass der Charakter überzeugend und
realistisch erscheint. Kein übertriebenes oder gar
theatralisches Schauspiel, sondern immer sehr
realitätsnah und sich seiner Stärken durchaus
bewusst, ohne diese jedoch irgendwie krampfhaft in
den Vordergrund zu stellen. Insbesondere durch
dieses ruhige Erscheinen wird er von vielen Gegnern
stark unterschätzt, die diese Fehleinschätzung
allerdings auf sehr schmerzvolle Art und Weise
revidieren müssen und denen so nichts anderes
übrigbleibt, als die Überlegenheit ihres Gegners
anzuerkennen.
Die dabei in Szene gesetzten Kämpfe sind dabei von
einer solch hohen Qualität, wie man sie schon länger
nicht mehr in Filmen dieser Art gesehen hat. man
bekommt Schlagfolgen zu sehen, bei denen es
streckenweise schwerfällt, ihnen 100 %ig zu folgen,
denn sie sind so extrem schnell, das hier die volle
Konzentration des Betrachters erforderlich ist.
Dabei wirkt hier auch nicht nur eine einzige Passage
übertrieben oder künstlich, ganz davon abgesehen,
dass alle gezeigten Kämpfe auch noch einen sehr
hohen ästhetischen Eindruck vermitteln.
Die Choreografie der Kampfszenen ist absolut perfekt
gelungen und gibt auch nicht den kleinsten Grund zur
Beschwerde, was in nur sehr wenigen
Kampfsport-Konnte man bei Filmen wie "Ong-Bak" noch
geteilter Meinung über die inhaltliche Substanz der
Story-Line sein, da viele die Geschichte als
ziemlich dünn angesehen haben und der Focus
eventuell zu stark auf die Kampfszenen gerichtet
war, so dürfte dieses Argument bei vorliegendem Film
nun wirklich nicht aufkommen, denn Wilson Yip ist es
meisterhaft gelungen, grandiose Kampfszenen mit
einer tiefer gehenden Geschichte zu verbinden, die
viel Substanz und Qualität aufzuweisen hat. So ist
es dann auch nicht wirklich verwunderlich, dass
dieser Film von der ersten bis zur letzten Minute zu
begeistern weis und keinerlei Längen beinhaltet. Ehe
man sich versieht, ist der Film auch schon zu Ende
und man hat gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit
doch vergangen ist. Ein größeres Kompliment kann man
einem Film doch eigentlich gar nicht machen, denn
zeigt diese Tatsache doch auf, das man spannend und
kurzweilig unterhalten wurde. Letztendlich ist "Ip
Man" in meinen Augen einer der besten Filme seiner
Art, die je produziert wurden, wobei man sich schon
jetzt auf den angekündigten Nachfolger freuen kann.
Wenn dieser nur annähernd an das hohe Niveau und die
vorhandene Qualität dieses Films herankommt, sind
einem wieder spannende und niveauvolle Momente vor
dem Bildschirm garantiert.
"Ip Man" ist einer der besten Vertreter seiner Art,
die ich je zu Gesicht bekommen habe und das waren
nicht gerade wenige. Was hier besonders auffällt,
ist die Tatsache, dass neben erstklassigen
Kampfszenen auch eine stimmige und Substantielle
Geschichte zugrunde liegt, die absolut fasziniert
und überzeugt. Hinzu kommen ausgezeichnete
Darsteller, die dem Ganzen noch einmal sehr viel an
Authenzität verleihen. Herausragend ist dabei
natürlich Donnie Yen, der dem Charakter des Ip Man
sehr viel Ausdruck verleiht und durch seine
Kampfkunst eines der absoluten Highlights dieses
Werkes ist, das für Fans des Martial Arts-Films
absolutes Pflichtprogramm ist.
Wertung:
9/10
Review-DVD:
Splendid (deutsche RC2-DVD / 2-Disc Special
Edition)
Testsprache: Deutsch/5.1
Bemerkungen:
-
Trailer:
Weitere Infos zur DVD finden Sie
hier.
Eingetragen von: Hatebreed
Datum: 22.02.2010
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