Nymphomaniac (ofdb)
Original-/Alternativtitel: Nymphomaniac
Land, Jahr:
Belgien/Deutschland/Dänemark/Frankreich/Großbritannien,
2013
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård,
Stacy Martin, Shia LaBeouf;
Altersfreigabe: FSK Keine Jugendfreigabe/ab 18
Laufzeit (ca.): 313 Min.
Inhalt:
Ein Mann findet in dunkeln
Hinterhöfen eine Frau, die offensichtlich Opfer von
Gewalt geworden ist. Sie verzichtet darauf, die
Polizei zu informieren, möchte jedoch von ihrem
Retter in dessen vier Wänden verpflegt werden.
Während dieser Phase kommen die ungleichen
Persönlichkeiten ins Gespräch und die geschundene
Dame erklärt, warum sie sich die Schuld für ihre
missliche Lage zuschreibt...
Kritik:
Einen größeren Eklat bzw. eine größere Werbung hätte
Lars von Trier mit seinem umstrittenen Auftritt in
Cannes gar nicht hinlegen können und die Zweifel an
der Qualität des fertigen Films waren enorm hoch.
Unglücklicherweise kamen da noch ein paar andere
Faktoren (z.B. eigentlich gar kein Interesse an der
Grundthematik) dazu und das persönliche Chaos war
perfekt. Was sich dann allerdings vor meinen Augen
abspielte, war ganz großes Kino mit allem was dazu
gehört und wirklich als Kunst deklariert werden
muss.
Die Ausgangslage der Handlung ist so simpel wie
effizient. Zwei unterschiedliche Personen kommen
ganz gemächlich ins Gespräch und deren
beiderseitigen Abgründe eröffnen sich erst nach und
nach.
Eigentlich bin ich weder Fan von beinharten
Kammerspielen, noch extrem Dialog-lastiger Filme -
doch "Nymphomaniac" wirft diese Vorbehalte über Bord
und fesselt trotz seiner mehr als stattlichen
Laufzeit mehr als in den kühnsten Träumen erwartet.
Der Titel entwickelt einen unglaublichen Sog, dem
man sich nicht so einfach entziehen kann. Die
dramatischen Bilder rütteln auf, die tiefgreifenden
Dialoge animieren zum Nachdenken. Von Trier
verwurstet hochgradig moralische Themen und macht
die Dinge dabei nicht immer auf den ersten Blick
ersichtlich. Der Zuschauer muss schon ein wenig
überlegen und manche Dinge langsam im Kopf
verarbeiten - was zum ein oder anderen "Aha-Moment"
führt und teils wohl auch verrät, wesen Geistes Kind
der Macher ist.
Die Darsteller gehen an ihre Grenzen - wobei nicht
immer ersichtlich ist, was real und was mit Doublen
gespielt ist. Es gibt (in der ungeschnittenen
Fassung) eindeutig pornografische Szenen, die
verstören, aber nicht zum reinen Effekthaschen
gedacht sind. Erst diese heftigen Momente geben dem
Gefühlschaos den letzten Kick und machen das Werk so
intensiv wie kaum ein Anderes. Vor allem Charlotte
Gainsbourg und Stellan Skarsgård verdienen größtes
Lob, da deren intensives Duett absolut perfekt ist.
Sie kommunizieren auf Augehöhe und stricken den
roten Handlungsfaden stets genial weiter. Man hängt
an deren Lippen und ist immer gespannt, wie sich
deren Figuren noch weiter entwickeln.
Beim restlichen - ebenfalls sehr starken - Cast fiel
Shia LaBeouf sehr positiv ins Auge. Hier gibt er
sich ungewohnt seriös und erwachsen, was ihm
sichtlich gut steht.
Skandale hin oder her. "Nymphomaniac" provoziert mit
krassen Bildern und deftigen Wortgefechten, bietet
aber genügend Substanz um als Meisterwerk bezeichnet
zu werden. Ich hätte nie gedacht über solch langen
Zeitraum von einem Film gepackt zu werden und mal so
ganz nebenbei einen interessanten
Geschichtsunterricht zu erleben. "Nymphomaniac" ist
anspruchsvolles Kino erster Güte und damit ein Muss
für ernsthaften Filmfan. Natürlich kann ich
verstehen, wenn man mit dem Teil rein gar nichts
anfangen kann - aber eine Sichtung sollte - allein
zum Mitreden - drin sein. Der Streifen ist lang,
aber lohnenswert und auf seine Weise einmalig.
Wertung:
10/10
Review-Exemplar:
Concorde Video (Vol. 1&2 -
Directors Cut)
Testsprache:
Deutsch/DTS-HD Master Audio 5.1
Eingetragen von: Silverfox1982
Datum: 11.11.2014
<< Zurück
zur Übersicht |