Inside a Skinhead (ofdb)
Originaltitel/Alternativ:
The Believer
Land/Jahr: Rumänien/USA, 2001
Regie: Henry Bean
Darsteller: Ryan Gosling, Summer Phoenix, Theresa
Russell, Billy Zane;
Altersfreigabe: FSK ab 18
Laufzeit (ca.): 97 Min.
Inhalt:
Danny ist Jude und sehr gebildet dazu. Schon als
kleiner Junge widersprach er gern seinen Mitschülern
und Lehrern, wofür er sogar verwiesen wurde. Er
nahm vieles nicht einfach hin und stellte oft unbequeme
Fragen.
Nun ist unser Protagonist älter geworden und läuft
mit einem Hakenkreuz -Shirt umher. Trotz seiner
Wurzeln hat er sich gegen seine Religion entschieden
und hat einen gewissen Hass auf viele Dinge
entwickelt. Im Gegensatz zu seinen derzeitigen
Kumpels ist Danny aber immer noch der gebildete
Junge geblieben und hinterfragt noch
immer viel.
Eine neue faschistische Organisation interessiert
sich für den schlauen Kerl, da er auch gute Reden
schwingen kann. Danny wird immer weiter eingebunden,
bis er in Anzug und Krawatte vor der Maße steht und
innerlich immer weiter zerrissen wird...
Fazit:
"Inside a Skinhead" (oder im Original: The Believer)
ist ein etwas ungewöhnlicher, dennoch sehr guter
Film. Ungewöhnlich, weil die Geschichte zunächst
sehr bizarr wirkt, aber faszinierend begründet wird.
Im Gegensatz zu "American History X" und Konsorten
versucht man tiefgründiger die Charakterentwicklung
zu präsentieren, was gerade aufgrund der Herkunft
der Hauptfigur äußerst interessant erscheint. Was
man eigentlich nicht für möglich hielt, hat seine
nachvollziehbaren Aspekte und erschreckt den
Betrachter immer wieder. Der junge Hauptdarsteller
verkörpert seine Rolle eindrucksvoll und schafft den
Balanceakt jederzeit glaubwürdig zu bleiben. Anders
als z.B. in "Romper Stomper" steht weniger die
körperliche, sondern die seelische Gewalt im
Vordergrund. Danny ist ein schlaues Kerlchen,
welches verblendet in seinem Wahn die Dinge ganz
anders realisiert und sich immer passend zurecht
legt. Dies macht das Filmerlebnis sehr intensiv und
die geschliffenen Dialoge inmitten von hasserfüllten
Reden sorgen oft für Schauer und stetiges Interesse.
Die hohe Altersfreigabe wird also damit und nicht
etwa durch körperliche Brutalität gerechtfertigt.
Die Thematik ist brisant und driftet zum Glück nie
ins Lächerliche. Der Spannungsbogen ist so
hervorragend wie seine Darsteller und kommt gänzlich
ohne Längen daher. Jede Figur ist gut besetzt und
spielt erstklassig. Natürlich stielt Ryan Gosling
trotz des allgemein hohem Niveaus allen die Schau.
Eindrucksvoll zeigt er die passenden Gestiken und
überzeugt als hetzender Redner oder als ruhigen
Denker. Er gibt dem ganzen Streifen unglaublich viel
Kontur und Glaubhaftigkeit. Die Argumentationen
aller Seiten regen zum Nachdenken an und geben eine
gute Diskussionsgrundlage für Gespräche nach dem
Film. Hier wird nicht einseitig berichtet, sondern
alle Parteien bringen Gründe für ihre
Verhaltensweisen. Nicht nur plumpe Parolen, sondern
teils nachvollziehbare Agitationen.
Technisch gibt es ordentliche Handwerksarbeit.
Oftmals wendet sich die Kamera vor augenscheinlicher
Gewalt ab, damit diese Szenen auch gar nicht so im
Vordergrund stehen. Musikalisch gibt man sich
bestenfalls kleinlaut und untermalt stets
unaufdringlich und somit passend. Auf die Verwendung
von szenetypischer Skinhead-Mucke hat man komplett
verzichtet, was wohl nur an der stimmigen Atmosphäre
gezerrt hätte. Was bei anderen Filmkollegen dazu
gehört, hätte hier vielleicht deplatziert gewirkt.
"The Believer" ist eine tiefgründiges und spannendes
Portrait, welches angeblichen auf wahren Ereignissen
basiert. Die Geschichte an sich ist etwas bizarr,
doch aufgrund der superben Akteure jederzeit
glaubwürdig gespielt und niemals lachhaft. Die
brillante Erzählweise packt den Zuschauer und lässt
ihn echte Gänsehaut spüren und Fragen aufkeimen. Die
Dialoge gehen unter die Haut und das Werk wird noch
lange im Kopf bleiben.
Unterm Strich ein äußerst gelungener und sehr
wichtiger Genrebeitrag, der neben Werken wie
"American History X" seine Daseinsberechtigung hat
und für interessierte Zuschauer wohl auf dem
Pflichtprogramm steht. Hier bekommt man keinen
platten Skinhead- oder einen gewalttätigen
Jugendstreifen, sondern ein intelligentes Kino. Zwar
kam die deutsche Scheibe erst sehr spät heraus,
dafür ist die Lokalisierung spitzenmäßig
ausgefallen.
Wertung:
9/10
Review-DVD:
Universum Film/UFA/Capelight (deutsche RC2 DVD)
Testsprache: Deutsch/5.1
Bemerkungen:
-
Trailer:
Eingetragen von: Silverfox1982
Datum: 21.05.2009
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