Habermann (ofdb)
Original-/Alternativtitel: Habermann
Land, Jahr: Deutschland/Tschechische Republik, 2010
Regie: Juraj Herz
Darsteller: Mark Waschke, Karel Roden, Ben Becker,
Hannah Herzsprung;
Altersfreigabe: FSK ab 12
Laufzeit (ca.): 104 Min.
Inhalt:
Das Sudetenland steht man dem Einmarsch der
Deutschen mit gemischten Gefühlen gegenüber. Während
sich einige Bürger freuen, wieder >heim im Reich< zu
sein, gibt es auch kritische Stimmen.
Unternehmer August Habermann hält nicht viel von den
Invasoren, doch um Familie und Arbeiter zu schützen
bleibt er zunächst bedeckt. Als die Nazis dann aber
mit dem systematischen Umstrukturieren des Ortes
anfangen, wächst sein Unmut und kaum wird er seine
halb jüdische Ehefrau weiter schützen können...
Fazit:
Die Kritiken zu "Habermann" waren überwiegend
durchwachsen und auch ich hatte - eigentlich nur
wegen der Beteiligung von Wilson Gonzalez
Ochsenknecht in einem ernsthaften Film, doch
trotzdem hat mich das Projekt gereizt.
Die Geschichte war ansprechend, weitestgehend
spannend erzählt und vor allem noch relativ
unverbraucht. Endlich wurde mal wieder ein wenig
beleuchtetes Kapitel der doch recht häufig
verfilmten Thematik Zweiter Weltkriege gefunden. Die
Inszenierung wirkt erfreulich europäisch, sprich
nicht so unpassend kunstvoll oder pathosgeladen wie
es beispielsweise amerikanische Produktionen gerne
sind. Es geht rau, authentisch, einfach glaubhaft
zu. Man hielt sich - soweit ich dies beurteilen kann
- an historische Fakten und schaffte eine wertfreie
Betrachtungsweise, die für keine Parteien zu
eindeutig Stellung bezieht. Jede Fraktion hat ihre
nachvollziehbaren Licht- und Schattenseiten. Das
Erzähltempo war angenehm hoch und kleinere Längen
taten sich eher selten auf. Die Einführung der
unterschiedlichen Charaktere ging gut über die Bühne
und die Hauptfiguren verinnerlichte man sich
schnell.
Die anfänglichen Bedenken über die Beteiligung vom
Ochsenknecht-Nachwuchs in einem ernsthaften Film
waren schnell verfolgen. Er - und übrigens auch der
gesamte Rest vom Cast - agierte ganze hervorragend
und glaubwürdig. Am meisten habe ich mich allerdings
auf Ben Becker gefreut, der auch diesmal nicht
enttäuscht. Er verkörpert den herrischen Mann in
schwarzer Uniform gnadenlos und erschreckend gut.
Seine Stimmlage, sein Gestik - alles passt
hervorragend und beeindruckte auf einschüchterne
Weise. Man kann von ihm halten, was man will - doch
in solchen Rollen gehört er für mich eindeutig zur
deutschen Schauspiel-Elite.
"Habermann" mit "Schindlers Liste", "Stauffenberg"
oder ähnlichen Werken zu vergleichen, halte ich
nicht für sinnvoll. Er bedient sich zwar einem
gleichen Rahmen, behandelt aber andere Begebenheiten
und ist völlig verschieden inszeniert. Mich hat die
durchwegs erstklassige Schauspielkunst, sowie das
elegant-kühl eingefangene Szenario begeistert. Der
europäische Look steht solchen Produktionen einfach
besser als seelenlos- ästhetische Kost aus
Hollywood. Unterm Strich also ein lohnenswertes
Drama- dass zwar nicht zum Pflichtprogramnm gehört,
aber man durchaus mal begutachten kann. Allein wegen
Ben Becker schon sehenswert.
Wertung:
7,5/10
Review-Blu-Ray:
Lighthouse (deutsche Blu-Ray)
Testsprache:
Deutsch/5.1
Eingetragen von: Silverfox1982
Datum: 29.06.2011
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