Going Postal - Ab die Post (ofdb)
Original-/Alternativtitel: Going Postal
Land, Jahr: Großbritannien, 2010
Regie: Detlev Buck
Darsteller: David Suchet, Charles Dance,
Richard Coyle, Tamsin Greig;
Altersfreigabe: FSK ab 12
Laufzeit (ca.): 185 Min.
Inhalt:
Feucht von Lipwig ist ein schlauer Ganove. Mit
einfachen Tricks luchst er den Bewohnern der
Scheibenwelt das Geld aus der Tasche und führt ein
sorgenfreies Leben.
Alles läuft gut - bis zu dem Tage als ihn die
Stadtwache von Ankh-Morpork überlistet und in den
Kerker steckt. Die Todesstrafe soll verzogen werden,
doch statt grausamer Hinrichtung bietet ihm Lord
Vetinari einen witzigen Deal an. Lipwig soll
Postminister werden und das örtliche Postamt auf
Vordermann bringen. Zwar steht alle Welt auf das
"Klackern", doch Vetinari zieht den klassischen
Dokumentenwechsel einfach vor und will die alte
Behörde wieder aufleben lassen.
Etwas widerwillig stimmt Feucht zu und steht schon
bald vor gewaltigen Aufgaben in seinem neuen,
ehrlichen Beruf...
Fazit:
Wenn mich schon vor Jahren Jemand gefragt hätte,
welche Buchumsetzung ich gerne auf der Leinwand
sehen würde, so wäre die Antwort eindeutig gewesen.
Ich wollte schon immer eine tolle Adaption der
Scheibenwelt-Romane und gab mich mit den später
veröffentlichen Zeichentrick- und Realfilmen dann
doch nicht so zufrieden. "Going Postal" jedoch ist
der erste Vertreter dieser Zunft, der mir rundum
richtig gut gefallen hat und wohl auch anderen
Jüngern ein Lächeln auf die Lippen zaubern dürfte.
Schon zu Begin fällt die opulente Ausstattung mit
tollen Kostümen und einer faszinierenden Umgebung
auf. Genau so - und nicht anders - habe ich mir
Charaktere und Kulissen vorgestellt. Ankh-Morpork
wirkt lebendig, detailreich und lädt zum Abtauchen
ein. Die Macher haben auf viele Dinge geachtet und
schienen selbst Fans des Stoffes zu sein. Die
Darsteller legen eine erstklassige Vorstellung aufs
Parkett und können den bekannten Wortwitz (selbst in
der deutschen Fassung) prima übertragen. Die Chemie
der Figuren untereinander ist perfekt ausgelotet und
selbst sonderliche Golem-Begleiter wie Herr Pumpe
fügen sich geschmeidig ins Gesamtbild ein. Toll
übrigens auch die Verwendung viele Nebencharaktere,
die den treuen Leser schon durch viele andere Storys
begleiten, beispielsweise die schräge Reporterin
Sacharissa Kratzgut, mitsamt ihres fotografierenden
Vampir-Assistenten Otto Chriek.
Die Masken sind gut, überzeugen wie die schön
gezeichneten Umgebungen. Die Optik wurde zwar
ordentlich mit dem Computer aufgepeppt, doch die
künstlichen Spielereien wirken nicht befremdlich. Ob
Prachtbauten oder einfach wild herum wirbelnde
Briefe oder lodernde Flammen - alles schaut klasse
aus und bricht nicht mit dem restlichen Stil. Der
muntere Soundtrack rundet den guten Gesamteindruck
befriedigend ab.
Die Geschichte orientiert sich mustergültig am Buch
und kommt glücklicherweise ohne gravierende
Änderungen daher. Da ich ja nur selten Bücher lese
(oder einfach nur zu selten zum Lesen komme), kann
ich diesen Vergleich nur allzu selten herstellen und
gebe mich meist nur mit der Sicht der
Filmproduzenten zufrieden. Hier kenne ich beide
Seiten (inkl. Hörbuch) und bin rundum zufrieden. Die
Entscheidung für einen TV-Zweiteiler ist
begrüßenswert, um möglichst viele Elemente
angemessen unterzubringen und erstaunlicherweise
stets ziemlich kurzweilig zu sein. Der Plot ist über
jeden Zweifel erhaben, gefiel wie im Buch wie hier.
Vielleicht ist die Handlung diesmal nicht ganz so
Sozialkritisch, wie in anderen Erzählungen - doch
viele Seitenhiebe auf unsere moderne Gesellschaft
konnte sich der Autor dennoch nicht verkneifen. Die
eingeflochtene Liebesgeschichte ist launig, nicht
krampfhaft integriert. Alle Komponenten sind gut
ausbalanciert und werden der Vorlage gerecht.
Die Scheibenwelt ist definitiv eine Sache für sich.
Nicht Jeder kann mit den zumeist äußerst verrückten
Ergüssen von Terry Pratchett etwas anfangen, doch
ich liebe seine Werke heiß und innig. Ob als Roman,
Computerspiel oder Hörbuch - der Kult begleitet mich
schon seit längerer Zeit und endlich ist eine
absolut zufrieden stellende cineastische Umsetzung
abgeliefert worden. Die anderen Adaptionen waren ok,
doch "Ab die Post" ist wohl die Referenz unter den
bisherigen Versuchen. In erster Line lege ich das
Ding natürlich Fans des Themas an Herz - doch wer
allgemein eine Schwäche für Fantasy hat und mit
ungewöhnlichen Charakteren etwas anfangen kann,
sollte durchaus mal reinschauen. "Going Postal" ist
sicherlich nicht das Maß aller Dinge, aber ungemein
stimmungsvoll, sympathisch und einfach unterhaltsam.
Zumindest Freunde der Materie kommen dank vieler
vertrauter Bestandteile absolut auf Ihre Kosten.
Wertung:
8/10
Review-DVD:
NewKSM
Testsprache: Deutsch/5.1
Bemerkungen:
-
Eingetragen von: Silverfox1982
Datum: 19.11.2010
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