Die Grenze (ofdb)
Originaltitel: Die Grenze
Land/Jahr: Deutschland, 2010
Regie: Roland Suso Richter
Darsteller: Benno Fürmann, Thomas Kretschmann, Marie
Bäumer, Anja Kling;
Altersfreigabe: FSK ab 12
Laufzeit (ca.): 187 Min.
Inhalt:
Weltweite Terroranschläge haben die Preise für
Benzin und zwangsläufig auch vielen anderen Dingen
gnadenlos nach oben getrieben. Die Menschen
reagieren mit Missverständnis und besonders für die
bevor stehenden Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern ist
diese negative Stimmung nicht zuträglich.
Die regierenden Parteien arbeiten an Notplänen, doch
gerade die extremistischen Lager profitieren von
diesen chaotischen Zuständen. Mit inszenierten
Straßenschlachten und großzügigen Spenden profiliert
sich der rechte Schell und gewinnt immer mehr
Zuspruch. Die Zeit bis zu den Wahlen wird immer
knapper und die Regierung braucht dringend eine
Lösung für das Extremistenproblem. Mit teils
notdürftig einberufenen Verfassungsschutz-Leuten
versuchen sie die Rechten zu unterwandern und die
Linken zu stärken...
Fazit:
Au weia! Die Trailer hatten Appetit auf einen
trashig- unterhaltsamen Zweiteiler gemacht, doch
leider entpuppte sich das Resultat als kleines
Desaster mit überschaubarem Unterhaltungswert.
Was mich von Anfang an sehr gewurmt hat, war die
Grundthematik. Warum sollte MeckPom zu einem
eigenständigen Staat werden? Warum wollten dies
ausgerechnet auch die Rechten, die doch schließlich
die Grenzen von 1943 anstreben und dies sonst immer
propagieren? Warum gibt man sich mit so wenig
zufrieden und strebt im ersten Moment noch keine
heheren Ziele an? Warum zeigt man nicht noch mehr
vom Flächenbrand im ganzen Land? Das Geschehen
schien sich wirklich auf dies kleine Fleckchen Erde
zu konzentrieren und zeigt nicht wirklich, wie der
Rest des Landes reagiert? Warum haben die Bürger so
schnell Waffen zur Hand und warum greift die
Regierung nur so halbherzig durch?
Fragen über Fragen also - und diese Auflistung
könnte ewig so weiter gehen. Man versucht zwar trotz
aller überspitzer Darstellung einen authentischen
Touch zu behalten, doch gelingt dies nur sehr
schwer. Durch verworrene und grundsätzlich wenig
interessante Parallelhandlungen zwingt man die
Hauptstory zudem immer weiter in die Knie und zerrt
an der Kurzweil. Manche Passagen waren derat unnötig
und nichts sagend, so dass sie einfach nur als
Pausenfüller taugten. Die Haupterzählung in dieser
Form hätte man locker in einem Streifen verpacken
können. Der Sender forderte wohl einen Zweiteiler
und so mussten einige Streckungen vollzogen werden.
Zumindest im ersten Teil ist das Tempo anfänglich
noch ganz in Ordnung. Die Charaktere werden
verständlich eingeführt, doch irgendwann verrennt
man sich in deren eher unbedeutenden Nebenszenarien.
Der zweite Teil verpasst schon zu Begin den Zug,
nimmt sehr schleppend Fahrt auf und kann sich nie
steigern.
Die Charaktere waren allesamt flach gezeichnet und
deren Schicksale zu vorhersehbar konstruiert. Den
rechten Oberboss von heute stelle ich mir garantiert
nicht wie die Verkörperung von Thomas Kretschmann
vor - der immerhin von allen Akteuren noch am besten
gefiel. Er gab mit seinem weißen Anzug und seiner
unschuldigen Mimik ein seltsames und rein gar nicht
charismatisches Bild ab, obwohl er ja die
erwähnenswerteste Person gewesen ist. Seine Reden
waren so wenig mitreißend, wie seine Verhaltensweise
in sämtlichen Situationen. Benno Führmann wirkte
ziemlich verloren in seiner insgesamt arg schlecht
erdachten Figur und wollte nie überzeugen. Er
spielte wenig aussagekräftig und zu unglaubwürdig.
Weder als kreativer Agenturmitarbeiter, noch als
"Undercover-Agent" für den Verfassungsschutz wollte
die Darbietung begeistern. Von den anderen deutschen
Promis darf man erst gar nicht besprechen. Niemand
hat sich hier mit Ruhm bekleckert, aber immerhin
klang die Namensliste im Vorfeld sehr verlockend.
Vielleicht schämt sich ja so mancher Beteiligter
nach Sichtung des fertigen Resultats wenigstens ein
bisschen.
Am witzigsten fand ich persönlich noch die
Einbindung bekannter Nachrichtensender und deren
Sprecher. Abgesehen von der mauen Umsetzung war der
Grundgedanke nicht verkehrt und diese Einspielungen
verliehen zumindest einen Funken Atmosphäre. Die
Technik insgesamt würde ich als grundsolide, aber
nicht überragend bezeichnen. Für eine TV-Produktion
geht das Gezeigte sicherlich vollkommen in Ordnung,
für einen Kino-Blockbuster hätte man sich eine
pompösere Ausstattung gewünscht. Die
Straßenschlachten oder auch die Versammlungen wirken
ein wenig karg und lieblos in Szene gesetzt. Aus
wenig wollte man viel machen und dies gelang nicht
immer so ansehnlich wie erhofft. Meiner Meinung nach
hätte man den High-Tech Tower des Bösewichtes durch
ein simples Schloß oder Dergleichen ersetzen und die
verwendete Kapazität an CGI- Verschönerung für
andere Dinge nutzen können.
Unter Strich war "Die Grenze" trotz aller Kritik und
Absurdität kein absoluter Griff ins Klo, aber auch
nichts Besonderes. Durch seinen extrem hohen
Trashfaktor und so manch unfreiwilliger Komik
regiert zumindest an einiger Stelle die Kurzweil und
hielt so auf gewisse Weise ganz passabel bei Laune.
So richtig empfehlen kann man das Ding eigentlich
nicht und von daher rate ich ernsthaft orientierten
Zuschauern ab. Hinter dem Deckmantel einer
augenscheinlich interessanten Zukunftsvision steckt
nur ziemlicher Quatsch, der nur absoluten Genrefans
ans Herz gelegt sei. Hätte man das ganze Konstrukt
noch etwas gestrafft und unnötige Stränge
herausgeschnitten, wäre zumindest auf der
Tash-Schiene mehr drin gewesen. So bleibt ein Film
mit merkwürdigem Inhalt, einigen Längen, viel
Prominenz und fragwürdiger Aussage übrig.
Wertung:
3,5/10
Review-DVD:
Kinowelt Home Entertainment / SAT.1 (deutsche RC2-DVD)
Testsprache: Deutsch/5.1
Bemerkungen:
-
Trailer:
Eingetragen von: Silverfox1982
Datum: 18.03.2010
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